KRÄHENBÜHL&CO
25. / 26. Januar 2024
Krähenbühl&Collectif barbare
Der Krieg mit den Molchen
Frei nach dem Roman von Karel Čapek
In Koproduktion mit Winkelwiese Zürich und Bühne Aarau
Ein Mann verfällt einer dystopischen Erzählung: Ein von Johann Jakob Scheuchzer 1720 entdecktes Fossil scheint in der Südsee überlebt zu haben. Der Riesenmolch Andrias Scheuchzeri verbreitet sich über den ganzen Erdball. Er lernt zu sprechen, wird immer intelligenter und verdrängt die Menschheit schliesslich ganz.
Der Mann sitzt elektrisiert vor seinem Computer und recherchiert. Mehr und mehr verschiebt sich seine Wahrnehmung. Er baut sich ein Studio und beginnt, die Beweise für seine eigene Theorie selbst herzustellen. Zunehmend vereinsamt er und verschwindet schliesslich ganz. Übrig bleibt seine verwahrloste Wohnung. Im Wohnzimmer spuken Ton- und Filmfragmente umher. Das Telefon klingelt. Die Nachbarn streiten. Ein Tier schreit. Ist die Menschheit ausgestorben? Dann springt die Überwachungskamera an – jemand kommt nach Hause.
«Der Krieg mit den Molchen» ist ein Theaterstück ohne Schauspieler frei nach dem Roman von Karel Čapek aus dem Jahr 1936. Eine Spekulation über den Untergang der Menschheit. Ein skurriler Trip zum Ende der menschlichen Vernunft.
Konzept, Spiel, Video: Sebastian Krähenbühl
Konzept, Ton, Regie: Astride Schlaefli
Ausstattung: Chasper Bertschinger
Technik: Jay Schuetz, Lucas Hallauer
Stimmen: Mösli, Rath, Schernthaner, Streiff, Wolf
Produktionsleitung: Saskia Keel
Theater Winkelwiese, Zürich:
4. / 5. / 6. / 7. / 11. / 12. / 13. / 14. Mai 2022
11. / 13. / 15. Januar 2023
Bühne Aarau, Tuchlaube, Aarau:
24. / 25. Februar 2023
25. / 26. Januar 2024
Kulturraum Thalwil
9. Februar 2024
PRESSE:
P.S.20.01.2023, Thierry Frochaux
Zwanghaft?
Karel Capeks Parabel über das Wesen
Mensch stammt vom Vorabend des Zweiten
Weltkriegs und ist doch nicht gealtert.
Der Mensch (Sebastian Krähenbühl) ist
nurmehr auf Überwachungsvideos zu
sehen. Seine Anwesenheit bezeugen
allein die Folgen seines Handelns:
Der Korbsessel knirscht, die Müeslischale zerschellt,
die Nadel des Plattenspielers zieht ihre Runden.
Die Frage, ob der Mensch bereits verdrängt
worden ist oder es ihn in seiner Grund
eigenschaft als Eroberer und Zerstörer über
haupt nicht benötigt, steht offen da. In «Der
Krieg mit den Molchen» hat er ein intelligentes
Tierwesen entdeckt, kolonisiert und ausgebeutet,
derweil dieses sein Verhalten zummVorbild nahm
und seinerseits Machtlust entwickelt.
Ob eine Spezies – oder eben eine Nation –
von sogenannten Zwängen angetrieben
oder bereits im Grundsatz mephistophelische
Anlagen aufweist, stellte der tschechische Autor
auf eine dystopisch wirkende Weise infrage.
Die Antwort bleibt in beiderlei Hinsicht
offen. Astride Schlaefli (Regie) und Sebastian
Krähenbühl nehmen den Roman allein zur
Vorlage, um darüber ein gespenstisch wirken
des Setting zu entwickeln, in dem bloss die
(zerstörerischen) Konsequenzen eines Handelns
sichtbar werden, obschon das Handeln
dem Vernehmen nach eine hehre Absicht behauptet.
In seiner Experimentierfreude ist er
ahnungslos und verwickelt sich in eine Bredouille
biblischen Ausmasses («denn sie wissen
nicht, was sie tun»), findet sich offenbar
trotzdem ausserstande, einer jemals einge
schlagenen Richtung eine reflektierende Infragestellung
entgegenzuhalten. Der Abend erwirkt keine Befreiung
diesbezüglich, sondern stellt sich voll hinter die Kritik des
Autors. Gesichtslos, körperlos und dennoch omnipräsent.
Als bedürfe der Geist, der uns beseelt oder eben
beherrscht, überhaupt keines physischen Trägers.
Was jede Gegenwehr im Umkehrschluss zu
verunmöglichen scheint, was wiederum jedes
entschiedene Dagegen halten zur lebensimmanenten Bringschuld
alias Pflicht erhebt. Klug verstörend.